Erfolgsgeschichten

In der Serie „Hessische Erfolgsgeschichten“ porträtiert die Sportstiftung Hessen erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler unseres Landes. Dieses Mal die Stabhochspringerin Sarah Vogel, die zur Juniorensportlerin des Jahres gewählt wurde.

Melat Yisak Kejeta

Wenige Tage nach ihrem Silber-Erfolg bei der Halbmarathon-WM in Gdynia (Polen) war Melat Kejeta gar nicht gut drauf: „Bei dem Wettkampf war es kalt und da war so viel Wind. Davon bin ich erkältet.“ Wegen dem Wetter war die 28-jährige gebürtige Äthiopierin über ihre Leistung besonders verwundert: „Ich habe nicht erwartet, dass ich da so schnell bin. Eigentlich sollte das ein taktisches Rennen werden“, sagte die Vizeweltmeisterin, die in 1:05,18 Std. gleich bei ihrem ersten Rennen im DLV-Trikot einen deutschen Rekord aufgestellt hat (die alte Bestmarke von Uta Pippig hatte 25 Jahre Bestand). Für reine Frauenrennen bedeutet diese Leistung zusätzlich neuen Europarekord.

Kejeta (Laufteam Kassel), die 2013 aus Äthiopien kam und seit 2019 deutsche Staatsbürgerin ist, lebt in Baunatal und dort direkt am Waldrand. Das gefällt ihr sehr gut, doch sie verbringt auch gerne Zeit in Afrika. Für einige Jahre war ihr die Einreise in ihr Heimatland verwehrt, doch seit sie Deutsche ist, darf sie ihre Familie wieder besuchen. Warum sie weggegangen ist, mag sie nicht erzählen, nur dass sie als Langstreckenläuferin damals schon recht erfolgreich war. Vor allem im Halbmarathon hatte sie international bereits einige gute Ergebnisse erzielt. Von Beruf ist sie Friseurin, doch ihre Qualifikation wurde in Deutschland nicht anerkannt. Der Versuch, die Ausbildung nachzuholen, scheiterte am Laufen. Der Sport und eine Lehre hätten sich nicht miteinander vereinbaren lassen. Kejeta, die von der Sportstiftung Hessen vorübergehend Sozialbeihilfe erhalten hat, konzentriert sich nun komplett auf ihre Karriere. Und das macht durchaus auch Sinn, denn sie ist für die Spiele in Tokio bereits so gut wie qualifiziert. Beim Berlin-Marathon 2019, der gleichsam ihr Debüt über diese Distanz war, wurde sie in 2:23,57 Std. auf Anhieb Sechste und unterbot die Qualifikationsnorm für Olympia (2:29,30 Std.) deutlich.

Ein hohes Ziel und viele Unklarheiten 

Dass sie in Bälde den deutschen Rekord von Irina Mikitenko (2:19,19 Std.) brechen kann, ist dann eine Frage, über die sie doch lachen muss. Nein, nein, ganz so schnell gehe das nicht. Und bei den Spielen in Tokio, da möchte sie einfach ihr Bestes geben, wobei die Top-Ten Ziel. Wie es aktuell weitergeht, das weiß sie noch nicht, denn einen genauen Plan hinsichtlich Training und Wettkampf-Gestaltung gibt es nicht. Eigentlich möchte sie am Nikolaustag beim Valencia-Marathon mitlaufen, der wegen Corona als ein reines Eliterennen ausgetragen werden soll. Und sie möchte in Afrika für 2 bis drei Monate überwintern. Dazu gehört dann natürlich nicht nur ein Familienbesuch, sondern auch ein Trainingslager in Äthiopien. Melat Kejeta, die in ihrer Freizeit gerne tanzt, wird sich - allen Widrigkeiten zum Trotz – ganz sicher nicht ausbremsen lassen.